Sonntag, 6. Juli 2014

Deutscher erzeugt mit Glaskugel Strom aus Mondlicht

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WIRTSCHAFT 

ENERGIE

20.02.14

Deutscher erzeugt mit Glaskugel Strom aus Mondlicht

Eine junge Firma baut Solarkollektoren in Kugelform. Die gläsernen Sphären sehen nicht nur spektakulär aus, sie könnten eine ganze Branche revolutionieren – und das Antlitz unserer Städte verändern.
Dieser Sonnenkollektor funktioniert auch nachts

Rund statt flach und kantig: Die „Betaray“-Kugel kommt in einem spektakulären Design daher. Entworfen hat sie die Firma Rawlemon des deutschen Architekten André Brößel.
Foto: betaray
Rund statt flach und kantig: Die Beta.ray-Kugel kommt in einem spektakulären Design daher. Entworfen hat sie die Firma Rawlemon des deutschen Architekten André Brößel.
In die Glaskugel blicken – das steht für: in die Zukunft schauen, spekulieren, Visionen wagen. Der Deutsche André Brößel, Chef des Start-ups Rawlemon, gibt dieser Redensart jetzt eine ganz neue Bedeutung.
Seine Firma hat futuristische Sonnenkollektoren entworfen. Kollektoren, die ganz anders aussehen als die üblichen Anlagen: Es sind keine flachen, rechteckigen Panele – sondern Kugeln. Ihre Aufgabe bleibt aber dieselbe: Wie ihre kantigen Brüder machen sie Licht zu Strom.
Die durchsichtigen, mit Flüssigkeit gefüllten Glas-Sphären sammeln Lichtstrahlen ein wie große Linsen. Je nach Durchmesser der Kugel treffen sie im Brennpunkt bis zu 20.000-fach verstärkt ein. Fotovoltaik-Zellen und wärmebetriebene Minigeneratoren wandeln die Energie dort in Strom um.
Die Lichtkonzentration nach diesem Prinzip klappt so gut, dass Rawlemons Kollektoren nicht nur bei Sonnenschein funktionieren, sondern sogar bei wolkenverhangenem Himmel und in der Nacht: Wenn die Sonne untergegangen ist, sammeln die Glaskugeln Mondlicht und verwandeln es in elektrische Energie.

Zwei große Vorteile

Gegenüber den in Deutschland heute gängigen Solarpanelen verspricht die Rawlemon-Technologie zwei große Vorteile. Erstens liefert sie konstanter und effizienter Strom. Denn durch die Glaskugel wird das Sonnenlicht gebündelt. Zudem sorgt eine eigens entwickelte Schwenktechnik dafür, dass die Fotovoltaik-Module und thermischen Generatoren stets im optimalen Winkel zur Sonne stehen.
Auf einem viertel Quadratmeter beschienener Fläche erzeugen die Prototypen bereits heute schon so viel Strom wie herkömmliche Anlagen auf einem Quadratmeter. Bei diffusem Licht – welches in Deutschland etwa die Hälfte des Lichteinfalls ausmacht – kommt diese Stärke besonders zum Tragen.
Zweiter Vorteil: Die Rawlemon-Lösungen sind echte Hingucker. Sie sind die Models unter den Solarenergie-Produkten. Die glitzernden Sphären in ihren eleganten Aufhängungen und Gehäusen sprechen optisch an. Brößels Ausbildung zum Architekten, sein hoher ästhetischer Anspruch – das kam hier zweifellos zum Tragen.
Kein Wunder, dass die Rawlemon-Erfindungen in Technikmedien und Öffentlichkeit auf große Aufmerksamkeit stoßen. Aber ist die Technik auch massentauglich?
Seit seiner Gründung vor drei Jahren sind dem Start-up, das seinen Sitz in Barcelona hat, große Fortschritte in Richtung Marktreife gelungen. "Beta.ey", das erste Serienprodukt, soll im September erscheinen. Es handelt sich dabei um ein hippes Solarladegerät: Ausgestattet mit einer Glaskugel in für Wahrsagerinnen gebräuchlicher Größe, erzeugt das Gerät Solarstrom zum Laden von Mobiltelefonen.

Energie aus der Fensterfront

So innovativ das Gadget, so einfallsreich auch seine Finanzierung: Rawlemon besorgt sich die für die Produktion nötigen Mittel derzeit per Crowdfunding über die Webseite Indiegogo.
Eine weitere Anwendung namens "Beta.ray" ist derzeit im Prototypen-Stadium. Samt Rahmen und Glas-Sphäre ist das Gerät rund zwei Meter hoch und soll aus Sonnenenergie genug Leistung erzeugen, um ein elektrisches Auto aufzuladen. Wenn gerade kein Fahrzeug angeschlossen ist, speichert Beta.ray die Energie in einer großen Batterie, die als Puffer dient.
Beide Produkte sind jedoch nur Zwischenschritte auf dem Weg zu Brößels großem Ziel: "Ich möchte die Rawlemon-Technik so weiterentwickeln, dass sie in große Fensterfronten eingebaut werden kann, etwa in Bürogebäuden." Die Elemente würden einfallendes Licht mit einem Wirkungsgrad von über 50 Prozent als Hybrid in Strom und thermische Energie verwandeln.
"Ein damit ausgerüstetes Gebäude würde mehr Energie erzeugen, als es selbst verbraucht", sagt Brößel. "Darüber hinaus würden drei Viertel der Sonneneinstrahlung auf diese Weise abgefangen. Das Gebäude würde auf natürliche Weise gekühlt, gerade im Sommer."
In vier bis fünf Jahren will Rawlemon mit der Serienproduktion der Fassaden-Bauelemente beginnen. Der Blick in die Glaskugel könnte im Büroalltag dann für viele den Blick aus dem Fenster ersetzen.
DW/beu
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